Transparenz im Vatikan: Ein Blick auf einen konkreten Aspekt
Betrachtung eines kleinen Teils des Problems mit der Transparenz
Meine Reise zum katholischen Glauben begann mit dem Konklave im Jahr 2013. Seitdem hatte ich nicht nur ein wachsendes Interesse am Glauben, sondern auch an der Kirchenpolitik entwickelt. Dies war auch der Auslöser für die Entstehung dieses Blogs, in dem ich mich hauptsächlich mit jenem Thema beschäftige. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass die Kommunikation des Vatikans ein großes Problem darstellt - nicht nur bei der Verfolgung von aktuellen Ereignissen, sondern auch bei der allgemeinen Informationsbeschaffung und dem Verständnis für die Arbeit des Vatikans.
Nachdem Papst Franziskus gestern Vormittag noch die Generalaudienz leitete, wurde er am Nachmittag ins Krankenhaus Gemelli eingewiesen. Zunächst teilte der Vatikanische Pressesprecher Matteo Bruni mit, dass es sich um "geplante Untersuchungen" handele. Später wurde jedoch offiziell bestätigt, dass der Papst an einer Atemwegsinfektion leide und in den letzten Tagen über Atembeschwerden geklagt habe.
Es ist verständlich, dass bei einer Krankenhauseinweisung des Papstes nicht sofort alle Details veröffentlicht werden. Doch genau diese nachträglichen Revisionen in der Berichterstattung können Falschinformationen und Verschwörungstheorien fördern. Eine klare und transparente Kommunikation seitens des Vatikans könnte dazu beitragen, Missverständnisse und Spekulationen zu vermeiden.
Das Kommunikationsproblem des Vatikans ist jedoch bei weitem nicht nur auf die Berichterstattung über aktuelle Ereignisse beschränkt. Besonders problematisch wird es, wenn es um auslaufende Amtszeiten geht. Präfekte, Sekretäre und andere Beamte werden üblicherweise für eine Amtszeit von fünf Jahren ernannt. Im Fall von Kardinal Luis Ladaria SJ, dem Präfekten des Glaubensdikasteriums, der am 1. Juli 2017 sein Mandat antrat, sollte seine Amtszeit eigentlich im Jahr 2022 abgelaufen sein. Doch Ladaria ist immer noch im Amt, und während ein Ersatz in naher Zukunft erwartet wird, hat der Vatikan nie offiziell bestätigt, ob Ladarias Mandat verlängert wurde oder ob er das Amt lediglich kommissarisch leitet.
Die Entscheidungsfindung im Vatikan wird oft als undurchsichtig wahrgenommen, was zu Frustration und Misstrauen führen kann. Eine Möglichkeit, dies zu verbessern, wäre eine geregelte Bekanntgabe nach Ablauf der Amtszeit von Präfekten, Sekretären und anderen Amtsträgern, die für eine begrenzte Zeit ernannt werden. Der Papst hat fünf Jahre Zeit, um über ihre Zukunft nachzudenken, und eine klare Kommunikation über eine mögliche Verlängerung oder einen Nachfolger würde nicht nur die Verfolgung der Ereignisse erleichtern, sondern auch das Vertrauen in die Entscheidungsfindung stärken und wäre gleichzeitig keine große Forderung.
Es sollte beachtet werden, dass dies nichts Neues ist. Als die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller auslief, wurde genau dies vom Presseamt bekanntgegeben und Ladaria als Nachfolger ernannt. Es wäre jedoch wünschenswert, dass der Vatikan bei allen Ämtern, die eine beschränkte Amtszeit haben, diese Art von Bekanntgabe macht. Dadurch wird die Kontinuität der Arbeit in den betroffenen Ämtern gewährleistet und die Transparenz der Entscheidungsfindung erhöht.
Der Vatikan ist bekannt dafür, dass er normalerweise langsam bei der Verbreitung von Nachrichten ist, was vor zwei Wochen auf beeindruckende Weise bestätigt wurde. Der Vatikan veröffentlichte ein päpstliches Dekret, das dem Pro-Präfekt der zweiten Sektion des Dikasteriums für Evangelisierung (derzeit Kardinal Luis Antonio Tagle) die volle Verfügungsgewalt über alle wirtschaftlichen und vertraglichen Angelegenheiten, die seine Sektion betreffen, überträgt. Diese Nachricht ist keineswegs unbedeutend, aber das veröffentlichte Dekret zeigt, dass es bereits am 1. August 2022 ausgestellt wurde - vor mehr als sieben Monaten!
Es ist wichtig, dass der Vatikan seine Kommunikation verbessert, um Verwirrung und Unverständnis zu vermeiden. Keinesfalls will ich, dass aus dem Vatikan ein 24/7 News Network à la Fox News oder CNN wird, aber eine regelmäßige und transparente Berichterstattung über offizielle Angelegenheiten ist notwendig. Der Vatikan muss nicht seine gesamten internen Abläufe und Protokolle von Treffen offenlegen, jedoch sollte zumindest klargestellt werden, wer derzeit ein Amt leitet und wer nicht. Es ist verwirrend und unverständlich, wenn jemand, der nicht mehr im Amt sein sollte, immer noch als solcher aufgeführt wird. Außerdem sollten wichtige Dokumente wie päpstliche Dekrete zeitnah offengelegt werden, um Transparenz zu gewährleisten und um die Arbeit der Dikasterien besser verfolgen zu können. Natürlich ist dies nur ein spezifischer Aspekt des Problems mit der Transparenz, das sich jedoch auf viele weitere Bereiche der Kirche ausweiten lässt.
Darüber hinaus sollte der Vatikan weiterhin an der Verbesserung seines Internetauftritts arbeiten, um seine Informationen besser zugänglich zu machen (beispielsweise das Dikasterium für die Evangelisierung hat da schon eine Fortschritt gemacht). Dies könnte durch die Schaffung einer benutzerfreundlichen und intuitiven Webseite oder die Verbesserung der Navigation auf bereits vorhandenen Seiten erreicht werden. Eine verbesserte Kommunikation würde nicht nur das Vertrauen in den Vatikan stärken, sondern auch dazu beitragen, dass die Arbeit des Vatikans besser verstanden und geschätzt wird.