Erneut unerwartete Wahl: Theologieprofessor wird Erzbischof von Turin!
Pater Roberto Repole (55) folgt auf Erzbischof Cesare Nosiglia (77)!
Die Saga um die Nachfolge auf dem großen piemontesischen Bischofssitz scheint heute ein Ende zu finden. In einer überraschenden Wahl hat Papst Franziskus wohl Pater Roberto Repole (55) zum 103. Nachfolger des heiligen Maximus von Turin ernannt!
Bereits am gestrigen Freitag wurde bekannt, dass der Generalvikar der Erzdiözese Turin, Pater Valter Danna, die Diözesankurie von Turin für den heutigen Samstag zu einer "wichtigen Ankündigung" in die Kathedrale eingeladen hat. Schnell wurde nicht nur bekannt, dass dort morgen endlich der Nachfolger des 77-jährigen Erzbischofs Cesare Nosiglia verkündet werden würde, sondern auch, dass Pater Repole die überraschende Personalie sei, die Papst Franziskus für das Amt ausgewählt hat.
Die Ernennung von Pater Repole kommt insofern unerwartet, als in den letzten Monaten viel über mögliche Kandidaten diskutiert wurde und bekannt wurde, dass dem Papst acht Kandidatendossiers vorliegen würden, wie bereits im Januar berichtet wurde. Auch wenn es allgemein bekannt ist, dass Papst Franziskus bei Bischofsernennungen für Überraschungen sorgt und eigene Kandidaten ins Spiel bringt, die von der Bischofskongregation möglicherweise unbemerkt geblieben sind, ging man hier eigentlich davon aus, dass alles "nach Plan" laufen würde. Vor einigen Wochen hieß es überdies, der Abt von Montecassino, Donato Ogliari OSB (65), sei der führende Kandidat. Doch einmal mehr lässt Franziskus wissen, dass er die freie Wahl hat und sorgt für die wohl größte Überraschung seit der Wahl von Marco Tasca zum Erzbischof von Genua im Jahr 2020.
Wenn man sich die Personalie Pater Repole ansieht, scheint die Ernennung andererseits nicht allzu verwunderlich, denn Repole steht ganz in der Tradition der Bischöfe, die dem Bild von Papst Franziskus entsprechen.
Der ehemalige Präsident der Associazione Teologica Italiana und derzeitige Direktor der Theologischen Fakultät von Turin gilt als Theoretiker der Synodalität und, allgemeiner, der von Franziskus angestrebten Vision der Kirche. So schrieb der 55-Jährige im Jahr 2019 ein Buch über die Ekklesiologie von Papst Franziskus (Il sogno di una Chiesa evangelica. L'ecclesiologia di papa Francesco), in dem es um die Vision der missionarischen Kirche geht, von der der Papst träumt. In seinem 2012 erschienenen Werk “Come stelle in terra. La Chiesa nell'epoca della secolarizzazione" (und auch in anderen Werken) findet man viele Aspekte wieder, die man auch in den Reden und Schriften von Papst Franziskus über seine Vorstellung von der Antwort der Kirche auf die Probleme der Zeit findet.
In Anbetracht dessen erscheint die Ernennung nur logisch und es ist anzunehmen, dass Repole eine wichtige Rolle in der italienischen Kirche einnehmen könnte, zumal nun bekannt ist, dass Franziskus sich bei dieser Ernennung viel Zeit gelassen und sorgfältig ausgewählt hat. Jedenfalls sollte es nicht überraschen, wenn Repole in einem künftigen Konsistorium berücksichtigt wird und die Erzdiözese Turin endlich wieder einen Kardinal an der Spitze hat.
Die Ernennung von Pater Repole weist in gewisser Weise Parallelen zu einem seiner Vorgänger auf: Kardinal Michele Pellegrino! 1965 ernannte Papst Paul VI. Pater Michele Pellegrino, damals Theologieprofessor an der Theologischen Fakultät von Turin, zum Erzbischof von Turin. Seit seiner Amtseinführung und seiner Erhebung in das Kardinalskollegium zwei Jahre später hat Pellegrino die Erzdiözese Turin entscheidend geprägt, wobei er sich mit großer Beharrlichkeit für die Umsetzung der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils bemühte. Sein Hirtenbrief Camminare insieme (dt. Gemeinsam gehen), der weit über die Grenzen der Erzdiözese hinaus bekannt ist, liest sich in vielerlei Hinsicht wie eine Schrift von Papst Franziskus.